Das Hochzeitsessen 2. Auflage 2004 - Das Hochzeitsessen | Roman
128 Seiten, Festeinband
3-934872-98-0, 12.80EUR
Pendragon Verlag Bielefeld


»Wenn man erst einmal zusammen an einem Tisch gesessen und gemeinsam gegessen hat, kann man kein Feind mehr sein.« Arabisches Sprichwort

Die Erzählung beginnt verführerisch. Eine Frau bereitet ein köstliches, orientalisches Mahl zu und erzählt dabei mit spannenden und sinnlichen Bildern Geschichten, die den Leser in die Welt des Orients führen. Gleichzeitig ist »Das Hochzeitsessen« ein Text, der zeitgeschichtliche Ereignisse auf mehreren Ebenen literarisiert, so daß ein einprägsames Panorama palästinensischen Lebens in den besetzten Gebieten und im Exil entsteht.





Leseprobe:

Das Licht war zwischen Nacht und Tag, als Kassim aufstand. Jeden Morgen nutzte er diese Zeit dazwischen und liebte die Geräusche, die nur dann wahrnehmbar waren, weil sie sonst von anderen verschluckt wurden oder die Zeit dafür zu Ende ging. Er liebte die Gerüche, die aus der feuchten Erde stiegen, und er konnte die Fruchtbarkeit der Felder, der Bäume, des ganzen Gartens riechen. Er konnte auch, wie sein Großvater, am Geruch erkennen, wann die Ernte auf den Feldern bevorstand, wann die Frucht auf dem Baum reif war. Er roch die Farbe einer Rose. Der frühe Morgen war frisch und kühl und machte jedesmal seinen Kopf frei für neue Gedanken. Mit der Hand wischte er den Tau von seinem Stuhl draußen vor dem Tisch, ehe er sich setzte. Noch gab es keine Schatten. Auf allen Dingen lag nur die Ahnung ihrer Farbe. Er sah den Dunst am Horizont durchsichtig werden und erwartete das Licht des Tages. Ein paar Stunden weiter östlich stand die Sonne schon über seinem Land. Beleuchtete seine verlassenen Felder, seine Bäume, seine Hügel und Weiden, die Häuser seiner Väter. Alles stand im Licht.