Der Blick des Bildes Der Blick des Bildes | Prosatext im Ausstellungskatalog 2004/2005
ISBN: 3-9801320-7-2
Herausgeber Bielefelder Kunstverein


Im Rückspiegel. Blicke auf Bilder von Karin Irshaid. – Christiane Heuwinkel

»Das Bild im Spiegel der Landschaft« ist der Titel einer literarischen Zeitreise der Schriftstellerin und bildenden Künstlerin Karin Irshaid. Ein Titel, ein Text, und Worte werden zum Auslöser einer Reflexion über Bilder – in Worten. Vielleicht ist das ein Versuch der Annäherung an ihre Bilder, den Karin Irshaid annehmen könnte, reflektiert sie doch schreibend ihre Seherfahrungen und schafft in ihrer Malerei, ihren Stelen und Objekten ihre »Augenbilder« wie auch ihre »Kopfbilder«. In der Idee des Spiegels, der Spiegelung, des Spiegelbilds ist das Gegenüber immer mitgedacht und mitgemalt; das Schreiben und bildende Schaffen kann kein intuitives, gestisches Drauflosgehen sein, sondern ist eine langsame, bewusste Näherung, ein Tasten, ein Distanzieren, Überdenken, Überlegen, Übermalen. Ihre Texte und Bilder sind transparent, nicht durchschaubar. Sie zeigen Schichten, Denkschichten, Denkräume auf. Die flache Leinwand wird zum Gedankenbild, zum Gedankenraum; Tiefe wird im Bild räumlich und gedanklich fassbar.


Mit ihrer neuen Werkgruppe treibt die Künstlerin ihre grundsätzliche Auseinandersetzung mit Wort und Bild voran: Ihr neu entdecktes Arbeitsmaterial ist Glas, ein Material von höchster Transparenz und Reflektionskraft. Ein Material, das ihre bisherige Arbeit zu noch größerer Präzision und Reflexion zwingt. Als Material ist Glas auf den ersten Blick wenig wahrnehmbar, durchschaubar. Ideal erscheint es eingesetzt, wenn es geradezu abwesend ist. Das Glasfenster ermöglicht ungetrübte Einsicht in die Landschaft aus dem Schutz des Innenraums heraus. So symbolisiert die Glaskuppel des Reichtags die Einsehbarkeit in die Strukturen der Macht; Begriffe wie »der gläserne Patient« spiegeln aber auch die Bedrohlichkeit einer Vorstellung von absoluter Durchschaubarkeit wider. Karin Irshaids Glasobjekte arbeiten mit diesen gedanklichen Konnotationen ebenso wie mit der materialen Anmutung… Für ein MEHR steht Ihnen hier eine PDF-Datei zur Verfügung.